"Ich wünsche mir, dass Israel seinen Messias kennenlernt."

Chad Holland

Interview des Arbeitskreises Israel mit Chad Holland, Senior-Pastor der King of King Gemeinde, Jerusalem

Lieber Herr Holland, wir vom Arbeitskreis Israel haben unter der Rubrik „Nachgefragt“ eine Untergruppe mit „Nachgefragt - Leute“. Hier sollen Menschen zu Wort kommen, die in Israel oder den Palästinensergebieten leben oder die sich auf irgendeine Art für Israel und die Menschen dort engagieren. Sie sind Amerikaner, leben, arbeiten in Israel. Wir danken Ihnen, dass Sie bereit waren, sich unseren Fragen zu stellen und sich Zeit für uns nehmen.

Herr Holland, Sie sind Amerikaner und Sie sind Senior-Pastor in der King of Kings Gemeinde in Jerusalem. Wie kommt ein Amerikaner nach Israel? Sind Sie in einem jüdischen Elternhaus aufgewachsen? Erzählen Sie uns ein wenig von sich?
Ich bin nicht als Jude geboren, wurde aber von einem gläubigen jüdischen Vater erzogen. Mein Elternhaus war streng messianisch-jüdisch, und wir gingen zur Synagoge und nicht zur Kirche. So wuchs ich in der messianisch-jüdischen Bewegung heran und begann bald Aufgaben in der Gemeindeleitung zu übernehmen. Ich heiratete in eine jüdische Familie und habe 3 wundervolle jüdische Kinder. Es war uns wichtig, unsere Kinder in einer streng jüdischen Umgebung zu erziehen, und nachdem wir 10 Jahre lang Gemeinden in den USA geleitet hatten, eröffnete der Herr meiner Frau und mir, dass unsere Heimat in Israel sein sollte, in erster Linie für die Zukunft unserer Kinder. Und jetzt sieht es so aus, als ob Gott auch für uns einen wundervollen Plan hat, hier Frucht zu bringen. Was verbindet, was trennt nach Ihrem Verständnis das Judentum und das Christentum? Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist Jeschua. Das Judentum variiert in der Auffassung über die Autorität der Schrift und wie das Kommen des Messias beschrieben und erwartet wird. Einige glauben, der Messias sei ein Mensch, aber nicht Gott. Andere glauben, der Messias sei das Land Israel, aber keine Person. Wir glauben, dass Jeschua Gott im Fleisch ist, der gekommen ist, um sich selbst zur Versöhnung für unsere Sünden hinzugeben. Wir respektieren den Talmud und andere jüdische historische Schriften, aber wir glauben nicht, dass sie inspiriertes Wort Gottes sind.

Sie leiten die King of Kings Gemeinde in Jerusalem. Erzählen Sie uns ein wenig über die King of Kings Gemeinde?
Die King of Kings Gemeinde in Jerusalem ist eine wundervolle Gemeinde und Teil eines größeren Netzwerks aus Gemeinden, verschiedenen Diensten, Seminarzentren und Gebetshäusern. Wir bei King of Kings identifizieren uns als messianisch jüdische Gemeinde mit folgender Vision: „King of Kings ist berufen, eine überzeugende, Messias-zentrierte, vom Heiligen Geist bevollmächtigte, zu Jüngern machende Gemeinde zu sein, die Israel und den Nationen das wahre Gesicht Jeschuas (Jesu) zeigt.“

Wie muss man sich das Gemeindeleben vorstellen? Wer sind Ihre Gemeindeglieder?
Unsere Mitglieder sind in Israel geborene Israelis, Ehepartner aus jüdisch/nicht-jüdischen Mischehen, jüdische Neueinwanderer, Langzeitmitarbeiter und –volontäre sowie Kurzzeitvolontäre und Studenten. Die Altersstruktur ist mit jüngeren und älteren Mitgliedern sehr ausgeglichen, es gibt Ehepaare und Singles, sowie eine wachsende Anzahl junger Familien mit Kindern. Die Familien haben einen verschiedenen Hintergrund. Sie kommen aus dem Nahen Osten, Afrika, Europa, Nord- und Südamerika etc. Wir haben wirklich eine unglaubliche Bandbreite aus der ganzen Welt. Das ist ein Segen. King of Kings wird oft von Reisegruppen besucht. Sie kommen in den Gottesdienst, aber auch in den Gebetsturm.

Wie wichtig ist Ihnen die Begegnung mit diesen Gruppen, die ja aus der ganzen Welt kommen?
Wir freuen uns an der Arbeit mit Menschen aus der ganzen Welt. Der moderne Staat Israel ist ein junges Land, und deswegen sind die meisten Familien erst vor weniger als 60-70 Jahren eingewandert. Wir möchten eine exklusive, elitäre Einstellung vermeiden. In unserem erweiterten Leitbild können Sie entdecken, wie sehr wir uns darauf ausrichten, mit Partnern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. „Die King of Kings Gemeinde lebt ihre Vision durch Lehre der biblischen Prinzipien und als Vorbild. Wir identifizieren uns mit der israelischen Kultur und dem jüdischen Erbe, wir dienen anderen Diensten, die den jüdischen und nicht-jüdischen Gläubigen als dem Einen Neuen Menschen dienen. Dazu sind wir Partner von hochgeschätzten internationalen Freunden.“

Was muss man sich unter dem Gebetsturm vorstellen?
Wir haben derzeit zwei Gebetshäuser im King of Kings Netzwerk. Eines davon ist der Gebetsturm in Jerusalem. Der Gebetsturm befindet sich im 14., dem obersten Stock des Clal Center Gebäudes. Man hat dort eine 270° Aussicht auf Jerusalem. Gebetspartner haben beim Beten den Tempelberg, den Felsendom, den Ölberg, die Altstadt und vieles mehr vor Augen. Der Gebetsturm in Jerusalem hat zwei Gebetsräume für Gruppen und mehrere kleine Gebetsräume für persönliche Angelegenheiten. Weil den ganzen Tag Lobpreis- und Gebetsteams Fürbitte halten, hat der Gebetsturm einen großen Einfluss auf die geistliche Entwicklung in der Stadt. Das King of Kings Leitungsteam spricht oft davon, dass der Gebetsturm in Jerusalem der Herzschlag des Netzwerks ist.

Ist King of Kings Community Jerusalem eher eine christliche oder eine messianische Gemeinde? Wie erreicht King of Kings Ministries das jüdische Volk?
Die King of Kings Gemeinde ist eine von vielen Gemeinden im King of Kings Netzwerk. Bei King of Kings Jerusalem identifizieren wir uns als messianische Gemeinde, so wie auch viele andere Gemeinden im Netzwerk. Unsere Einsätze in der jüdischen Gemeinschaft sind vielfältig. Jede Kleingruppe unserer Gemeinde plant mehrere Einsätze im Verlauf eines Jahres. Zusätzlich versuchen wir israelische Soldaten zu erreichen, organisieren Mittagessen für Holocaust-Überlebende und dienen den ärmsten Juden durch unsere wöchentliche „Manna-Küche“ und das „King’s Kindness“ Verteilzentrum.

Herr Holland, Sie leben in Israel, einem Land, das viel Hass beherbergt. Terror gehört zum Alltag. Wie geht die King of Kings Gemeinde damit um? Wie gehen Sie persönlich damit um?
Wir leben sicherlich in einer Gegend mit viel Hass um uns herum. Die Muslime hassen die Juden, die Orthodoxen scheinen uns als Messianische Juden zu hassen und die nicht informierten Medien auf der ganzen Welt berichten oft von Israel, als ob wir Feinde der Freiheit wären. Wir wissen, dass Israel der einzige demokratische und freie Staat im Nahen Osten ist. Bei King of Kings ermutigen wir unsere Leute, sich zu informieren, um sich vor lokalen Attacken zu schützen, und die Schwierigkeiten und verschiedenen Situationen zu nutzen, um die Liebe Jeschuas an die Menschen um sie herum weiterzugeben.

Haben Sie Beziehungen zu arabisch christlichen Gemeinden?
Wir haben nicht nur Beziehungen zu lokalen arabischen Gemeinden. King of Kings gründet gerade eine arabisch-sprachige Gemeinde. Wir haben bereits mit einer Gebetswache auf Arabisch begonnen, einem Telefondienst, um das Evangelium auf Arabisch weiterzugeben sowie einer arabisch-sprachigen Kleingruppe. Wir haben ein Gebetshaus ein einem nahegelegenen arabischen Dorf übernommen und überlegen, weitere arabische Gemeinden ins Netzwerk aufzunehmen.

Wenn Sie sich heute das Land ansehen, was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir, dass Israel seinen Messias kennen lernt. Wir sehen viele Israelis, sowohl Juden als auch Araber, die Glück und Zufriedenheit in religiösen Übungen suchen, nach Wohlstand streben und Gewalt ausüben. Wir wissen, dass die Antwort auf Frieden in der Region, inneren Frieden und Erlösung der Welt direkt vor ihnen liegt. Besonders für diejenigen, die die Hebräische Bibel und die Propheten lesen.

Wenn Sie sich die christlichen Gemeinden ansehen, was wünschen Sie sich von den Christen in Bezug auf Israel?

Mehreres:
1. Wir möchten den Leib Christi darin bestärken, ein liebender Partner für Israel und die Dienste in Israel zu sein – damit das jüdische Volk weiß, dass es in einer Welt voller Antisemitismus nicht alleine ist

2. Wir möchten, dass der nicht-jüdische Teil des Leibes weiß, dass wir bereit sind, mit ihnen eine Partnerschaft einzugehen, um die Frohe Botschaft von Jeschua in Israel zu verbreiten

3. Wir möchten den Leib dazu auffordern, die einzigartige Berufung des jüdischen Volkes anzuerkennen, einschließlich des Bundes, als Nation eine Priesterschaft zu sein und des Bundes über das verheißene Land, das Gott ihnen gab.

Danke für das Interview und wir freuen uns auf Sie – bei der nächsten Israelkonferenz in Bad Liebenzell.

Für den Arbeitskreis Israel: R.K; D.G, U.Sch.

März 2017